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Reisebericht Ruanda Februar/März 2023

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Antonia Sauerborn

Sabine Frei

Sabine Günther

von Antonia Sauerborn und Sabine Günther

Ein halbes Jahr vorher starteten wir, Anne, Sabine und Antonia einige Aktionen, um möglichst viele Menschen auf unser Projekt in Ruanda aufmerksam zu machen. Es wurden Spendenkassen gebastelt, Flyer entworfen, Überstunden und Massageaktionen am Wochenende durchgeführt, um Spendengelder zu sammeln. Bei der Gelegenheit möchten wir uns nochmal bei allen Therapeuten und Verwaltungskräften für die tatkräftige Unterstützung bedanken. Ein riesiges Dankeschön geht auch an Nora Preis (Yoga libre Koblenz) die all ihre Einnahmen der offenen Stunden und der Aerial-Yoga Workshops aus Dezember unserem Projekt zur Verfügung gestellt hat. Auch bei Frank Koch (Physiothek) möchten wir uns für die Therapiegeräte im Wert von 300 Euro (Bälle, Ringe, Salben, Pezzibälle, Therabänder…) bedanken -wie gut konnten wir alles gebrauchen. Ebenfalls möchten wir uns herzlich bei Peter Fries (OPZ Koblenz) und der Geschäftsleitung von Dmt. Physiotherapie für die großzügige Spende, die uns mit auf den Weg gegeben wurden, bedanken.

So könnten wir die Liste noch ewig weiterführen!!!

DANKE an jeden einzelnen Spender - ohne eure Unterstützung und die vielen Spendengelder hätten wir in Ruanda nicht so viel erreichen können.

HDVC Kabuga

Voll bepackt mit Koffern ging es zum Flughafen. Das Einchecken ging reibungslos und dann saßen wir auch schon im Flugzeug! Mit einem Zwischenstopp in Istanbul haben wir dann endlich nach 10 Stunden Flugzeit den Flughafen in Kigali erreicht. Dort ausgestiegen mussten wir erstmal das Visa bestätigen lassen, die Koffer entgegennehmen und vor allem Prosper, unseren Gastvater finden. Er kam extra mit einem großen Auto wo wir zum Glück all unser Gepäck unterbekommen haben. Eine sehr hubbelige und steile Straße führte uns nach Kimironko- und das Abendteuer beginnt!

Am Morgen erwartete uns erstmal ein leckeres Frühstück „Chapati“, ein traditionelles Street Food und viele leckere Früchte. Wir lernten Christine, die Projektleiterin, ihre Tochter Daenah und Claire die Hausangestellte kennen. Danach ging es für uns auch schon ins Zentrum nach Kabuga.

Dort angekommen, lernten wir erstmal das restliche Team kennen. Das Zentrum hat einen weiteren Physiotherapeuten und zwei Lehrer, die vorwiegend mit den älteren Kindern arbeiten. Nach und nach füllte sich das Zentrum und wir begannen mit den Behandlungen und haben die vielen Sachspenden wie Schuhe, Spielzeug und Therapiegeräte verteilt. Die meisten Kinder, die zur Behandlung kamen, haben eine ICP (infantile Cerebralparese) oder auch einen Neugeborenen-Ikterus (Gelbsucht). Eine ICP ist ein Sammelbegriff für frühkindliche Schäden des Gehirns, die sowohl vor, während und nach der Geburt entstehen können. Bei beiden Krankheitsbildern sind die Areale im Gehirn so stark geschädigt, dass daraus motorische Probleme resultierten. Die meisten Kinder sind nicht in der Lage zu sitzen, stehen oder gehen und leiden häufig über stake Spastiken in den Extremitäten. Hinzu kommt eine starke Mangelernährung, wodurch die Kinder ebenfalls Defizite in der Entwicklung vorweisen. Die Mütter kommen von überall aus dem Land und nehmen teilweise 2h Fußweg mit ihren Kindern auf dem Rücken in Kauf, um ins Zentrum zu kommen. Die meisten Mütter haben keine Arbeit und können so ihren Tag im Zentrum verbringen, sich mit anderen Müttern austauschen und beim Kochen helfen. In der Gruppe mit den älteren Kindern werden hauptsächlich Spiele zur Förderung der Konzentration und auch zur Feinmotorik durchgeführt. Am schönsten ist es mit ihnen auf die Wiese zu gehen und einfach ein bisschen Fußball zu spielen.

In den ersten Tagen konnten wir uns schon relativ schnell einen Überblick machen, was wir im Zentrum verändern, reparieren und erneuern können. Beim Arbeiten ist uns besonders aufgefallen, wie dunkel die Räume sind, nicht nur das dunkle Grün an den Wänden, sondern auch die Lampen waren nicht kräftig genug, um die Räume auszuleuchten. Wir entschieden uns schlussendlich das dunkle Grün durch einen helleren Ton zu ersetzen und die schön gemalten Tiere und den Regenbogen an den Wänden zu behalten. Wir nutzten den Nachmittag nicht nur zum Streichen, sondern auch um die Räume ein wenig umzugestalten, um mehr Platz zum Behandeln zu schaffen. Auch die Toilettentüre hat ausgedient und ließ sich nicht mehr vollständig schließen. Einige Bretter waren morsch und mussten ersetzt werden. Neu genagelt bekam die Türe ein neues Schloss, das zwar auch nicht perfekt schließt, aber für afrikanische Verhältnisse top ist… außerdem verpassten wir ihr noch einen neuen Anstich mit dem Logo drauf, was die Türe zu einem richtigen Hingucker macht, wenn man von der Straße aus reinschaut. Ebenfalls wurde die Kochstelle und einer der Sitztrainer wieder funktionstüchtig gemacht. Für solche Arbeiten stand uns der Hausmeister des Zentrums, der mit seiner Familie hinter dem Zentrum wohnt, tatkräftig zur Verfügung und hat uns sogar Maiskolben als Stärkung zu Mittag gegrillt.

Ein weiteres großes Problem hier ist die mangelnde Hygiene aufgrund des finanziellen Problems. Die meisten Kinder, die zur Therapie kommen, stammen aus ärmsten Familien, die weder Geld für Seife, Essen oder ausreichenden Zugang zu Wasser haben. Daher haben wir uns gemeinsam mit Christine überlegt wiederverwendbare Windeln herstellen zu lassen und sie an die Mütter zu verteilen, die wirklich dafür sorgen, das Kind sauber zu halten. Hinzukommen noch 200 nachhaltige Binden für die jungen Mütter, die lokal von einer Firma hergestellt werden.

Ein wichtiges Anliegen von uns war es auch, die Mütter in Sachen Zahnreinigung anzuleiten. An zwei Tagen führten wir nach der Porridgeausgabe mit den Müttern und Kindern eine Zahnputzaktion durch, bei der wir über die korrekte Zahnreinigung informierten. Hierfür haben wir zahlreiche Bürsten, Becher und Zahnpasta von Herrn Dr. Schweitzer aus Koblenz bekommen. Auch hierfür waren nicht nur wir sondern auch die Mütter unendlich dankbar.

An unserem letzten Tag haben wir ein großes gemeinsames Mittagessen im Zentrum organisiert, um uns für die Zeit im Zentrum zu bedanken. Dafür haben wir Gemüse, Reis und Bohnen auf dem Markt eingekauft, welche die Mütter dann für 40 Personen auf der neuen Kochstelle zubereiten konnten. Alle freuten sich riesig und haben sich den Bauch vollschlagen können!!!

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Mechack Rwampunga

Gegen Ende unserer Reise haben wir Mechack Rwampunga kennen gelernt. Er ist der unmittelbare Nachbar von unserer Gastfamilie und lebt mit seiner Schwester und einem seiner Brüder zusammen. Unsere Gastmutter Christine erzählte uns, dass er seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt und es immer wieder Probleme bezüglich benötigter Katheter gebe. Da Sabine eine Freundin hat, die sich in Deutschland um solche Dinge kümmert, wollten wir Ihn kennen lernen und sehen, ob wir irgendetwas für Ihn tun können. Mechack ist 31 Jahre und ein ehemaliger Basketballspieler des Kigali Basketball Club (KBC). Er spielte auf nationaler Ebene hochklassigen Basketball und war sehr bekannt. 2015 hatte seine Mannschaft auf dem Weg zu einem Spiel einen schweren Busunfall, bei dem 13 Menschen ums Leben kamen. Mechack entkam dem Tod nur knapp und ist seitdem vom unteren Rücken abwärts querschnittsgelähmt. Seit dieser Zeit sitzt er im Rollstuhl.

Es hat lange Zeit gedauert, bis er sich von seinen körperlichen, als auch seelischen Probleme, die dieser Unfall mit sich zog, erholt hat. Jetzt ist er ein selbstständiger junger Mann. Er hat im Jahr 2020 einen Babar-Shop/Friseursalon eröffnet, indem er mit 3 weiten Menschen arbeitet. Er fährt selbständig mit seinem umgebauten Auto und hat 2018 angefangen Rollstuhl-Basketball zu spielen und ist Kapitän seines Teams. Er kämpft seit dieser Zeit für Inklusion und möchte durch seinen Bekanntheitsgrad ein Vorbild sein, und auch anderen Menschen mit Behinderung zeigen, dass es möglich ist, trotz körperlicher Einschränkungen am Leben teilzunehmen und Sport zu machen.

Er hat uns eingeladen bei seinem Training mitzumachen. Es war ein sehr interessanter Nachmittag und es ist gar nicht mal so einfach mit den Rollstühlen umzugehen und gleichzeigt einen Basketball zu fangen. Es hat sehr viel Spaß gemacht und wir wollten Ihn und seine Mannschaft weiter unterstützen.

Leider funktionierte es mit den Kathetern nicht so wie wir uns das vorgestellt hatten. Katheter aus Deutschland sind sehr teuer und werden auch nicht nach Ruanda geliefert. Außerdem würde eine einmalige Lieferung auch irgendwann mal ausgehen und wir wollten ihn ja auch nachhaltig unterstützen. Deshalb entschieden wir uns dazu ihm einen kleinen Geldbetrag zu spenden. Umgerechnet spendeten wir ihm knapp 300 Euro. Damit wollte er neue Bälle und Trikots für die Mannschaft kaufen. Außerdem hatten wir noch mitgebrachte Sachspenden aus Deutschland. Wir hatten eine Therabandrolle von der Physiothek und auch einige Sport T-Shirts (gespendet von der Tafel), die wir Ihm und seiner Mannschaft gaben.

Uns hat seine Geschichte sehr berührt und gleichzeigt beeindruckt. Ein großer Wunsch seinerseits ist für einen „Urlaub“ nach Deutschland zu kommen und mit deutschen Basketballspielen, die im Rollstuhl sitzen zu spielen. Er möchte neue Skills und Techniken lernen, um sie mit in sein Land zu nehmen und den Rollstuhlbasketball in Runda nach vorne zu bringen. Er möchte, dass behinderte Menschen in Ruanda inkludiert werden und dazugehören und dafür kämpft er. Wir stehen weiterhin mit Ihm in Kontakt und vielleicht können wir ihn seinen Wunsch ein bisschen näherbringen.

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Kenny Mucyo

Nachdem wir bereits 1 Woche in Kabuga gearbeitet haben, kam ein neuer Junge ins Zentrum. Sein Name ist Kenny. Wie auch in Deutschland machte Christine erst einmal ein kurzes Anamnese-/Kennenlerngespräch mit ihm und seiner Mutter. Er und seine Familie kommen eigentlich aus guten Verhältnissen, sind aber leider aus verschiedenen Gründen in die Armut gerutscht. Sie mussten sowohl ihr Haus als auch die Gegend, in der sie wohnten, verlassen. Zudem ist Kenny krank geworden. Er konnte für 3 Jahr aufgrund epileptischer Anfälle nicht zur Schule gehen. Er ist schon damals mit einer Halbseitenlähmung zur Welt gekommen. Trotz seiner Behinderung hat er gelernt zu laufen. Seine rechte Hand kann er jedoch nicht benutzen und auch sein rechtes Bein ist funktionell eingeschränkt. Kenny’s Mutter und Christine beschlossen, dass es eine gute Idee sei erst mal für eine bestimmte Zeit in das Zentrum zu kommen. Dort gibt es eine kleine „Klasse“ mit Kindern die eine geistige Behinderung haben und dort mit Spielen und anderen Aktionen gefördert werden. Schnell stellte sich für uns heraus, dass Kenny eigentlich viel zu schlau für diese Klasse ist und mehr Förderung benötigt. Es war nicht leicht ihm gerecht zu werden, während noch ca. sechs weitere Kinder mit größeren Beeinträchtigungen in der Klasse saßen und ziemlich viel Lärm machten. Wir behandelten Kenny sowohl bezogen auf seine körperlichen als auch auf seine kognitiven Beeinträchtigungen. Der große Vorteil zu den restlichen Kindern war, dass Kenny, aufgrund seines guten Elternhauses Englisch sprechen konnte. Da die Familie vorher finanziell gut aufgestellt war, war es ihm möglich eine gute Schulbildung zu erlangen.

Während der Zusammenarbeit mit Kenny erfuhren wir sehr viel Dankbarkeit von ihm und er ist uns richtig ans Herz gewachsen. Wir sahen sein potential und seinen eisernen Willen und wollten Ihn auch nach unserer Zeit vor Ort weiter unterstützen. Wir diskutierten darüber, ob Kenny wieder in eine „normale“ Schule gehen kann, da wir fanden, dass das Zentrum auf Dauer nicht der richtige Ort für Ihn währe. Deshalb haben wir einige Spenden zurückbehalten, um auch nach unserer Zeit im Zentrum, die für die Familie viel zu teuren Schulgebühren zu bezahlen. Kenny muss auf eine Förderschule gehen, die etwas weiter entfernt von seinem Zuhause liegt. Es ist eine Art Internat, weswegen er auch nur in den Ferien zurück nach Hause kommen kann. Seine Mutter und Christine meinten es wäre eine gute Idee, den Jungen noch eine Weile im Zentrum zu lassen und ab September mit dem neuen Schuljahr zu beginnen. Auch er befürwortete diese Idee. Er sagte uns immer wieder er bräuchte mehr Zeit, um sich zu erinnern. Die epileptischen Anfälle haben auch großen Einfluss auf seine kognitiven Fähigkeiten genommen und logisches Denken fällt Ihm sehr schwer. Auch langes Konzentrieren ist sehr anstrengend für Ihn, sodass er nach dem Zentrum immer sehr müde war und laut seiner Mama viel geschlafen hat. Wir versuchten ihn die restliche Zeit über so viel zu fördern, wie es nur ging. Also kam uns eine gute Idee, mit der wir drei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnten.

Unser Freund Habinshuti, den wir im Norden (Byumba) bei den Ohlys, einem Koblenzer Ehepaar, kennen gelernt haben ist seit dem Ende seines Studiums auf der Suche nach einem Job. Wir fragten ihn, ob er es sich vorstellen könnte bis Ende August jeden Mittwoch in das Zentrum zu kommen, um Kenny auch weiterhin möglichst gut auf den Schulbeginn im September vorzubereiten. Er willigte dankend ein. Auch für ihn ist es eine großartige Chance und Herausforderung. Zum einen verdient er sich etwas Geld, um weiterhin seine Wohnung in Kigali bezahlen zu können und zum Anderen kommt er in Kontakt mit Deutschen Volontären, die immer wieder im Kabuga- Zentrum von Christine arbeiten. Er kann dort Kontakte knüpfen und seine Deutschkenntnisse verbessern, da es sein großer Traum ist, in Deutschland weiter zu studieren. Er macht zurzeit einen Deutschkurs, weswegen er auch leider erst ab Ende April mit der Arbeit im Zentrum anfangen kann. Er bekam von uns im Voraus ca. 200 Euro für 16 Unterrichtseinheiten für jeweils 2 Stunden im Zentrum.

So haben wie es geschafft drei Leute gleichzeitig zu unterstützen. Kenny bekommt eine gute Förderung bis zum Schulbeginn im September. Habinshuti verdient Geld, kann Kontakte knüpfen und hat vor allem eine Aufgabe. Und zu guter Letzt helfen wir Christine, da sie zurzeit schwanger ist und dringend weitere Unterstützung in Ihrem Zentrum benötigt. Das Schönste an der ganzen Sache ist, dass wir weiterhin mit den Leuten in Kontakt stehen und mitverfolgen können, wie es weiter geht.

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Zum Schluss heißt es einfach nur DANKE zu sagen.

Danke, für die unglaublich erfahrungsreiche, prägende, schöne, aber auch emotionale Zeit im Land Ruanda, die ohne die Begegnungen mit den verschiedensten Menschen niemals das geworden wäre, was sie letztendlich war!

Bei Christine ist jeder willkommen, der mit seinem Wissen, seiner offenen Art und seinen Ideen das Zentrum in irgendeiner Art und Weise unterstützen möchte. Wenn sich jetzt jemand angesprochen und ermutigt fühlt, kann er gerne mit uns in Kontakt treten, wir helfen euch gerne weiter.
Wer weiterhin das Zentrum finanziell unterstützen möchte, kann eine Mitgliedschaft für 3Euro im Monat abschließen und sorgt somit für die Instandhaltung des Zentrums und ermöglicht vielen armen Familien das Zentrum als Anlaufstelle für Behandlung und Essen zu nutzen.

Weite Informationen dazu gibt es auf der Vereinsseite: hdvc-kabuga.com

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